HCM - Hypertrophe Kardiomyopathie


Die Hypertrophe Kardiomyopathie, im Englischen hypertrophic cardiomyopathy, wird auch im Deutschen zumeist als HCM bezeichnet. HCM ist eine von drei bei der World Health Organisation anerkannten Formen der Kardiomyopathien. Die Restriktive und die Dilatative Kardiomyopathien sind zwar ebenso anerkannt, da sie jedoch relativ selten vorkommen, wird in diesem Kapitel hauptsächlich die Hypertrophe Kardiomyopathie beschrieben.

Allgemein versteht man unter Kardiomyopathie eine Herzmuskelerkrankung, bei der es zu einer Verdickung des Herzmuskels kommt. Diese sogenannte Verdickung kann nur Teilabschnitte, aber auch den ganzen Herzmuskel betreffen. Die hämodynamische Kennzeichnung der HCM ist eine diastolische Dysfunktion. Das bedeutet, dass der Herzmuskel während der Erschlaffungs- und Füllungsphase, der Diastole, nicht mehr fähig ist, vollständig zu erschlaffen und auch das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen kann. Ärzte sprechen in einem solchen Fall auch von einer Obstruktion. Allgemein lässt sich bei dieser Form der HCM, wenn sie schon etwas fortgeschrittener ist, auch immer ein Herzgeräusch wahrnehmen. Die Verkleinerung des Lumen kommt daher, dass die Herzmuskulatur in den Kammerinnenraum hineinwächst und es somit zu einer Verdickung der Herzwand kommt. Durch diese diastolische Dysfunktion erhöht sich der Druck in der linken Vorkammer und weiters erhöht sich auch der Druck in den Lungenvenen und den Kapillaren. Hat die Verdickung der Herzwand ein gewisses Maß überschritten, steigt auch der Druck soweit an, dass es zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, einem Lungenödem, oder einer Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb, einem Pleuraerguss, kommen kann und diese weiters zu einem qualvollen Tod führen können.

Erschreckend ist wohl auch, dass die meisten an HCM erkrankten Katzen zuvor an keiner ernsthaften Krankheit erkrankt sind. Es betrifft zumeist junge, gesund wirkende Katzen, wobei man durchaus sagen kann, dass Kater häufiger betroffen sind. Eine Diagnose von HCM im Anfangsstadium für den Besitzer selbst, ist nahezu unmöglich. Auch ein Veterinär muss immer erst andere Krankheiten, die ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen können, ausschließen. Es ist in allen Fällen empfehlenswert einen Kardiologen zu konsultieren, denn nur ein Kardiologe kann eine exakte Diagnose stellen. Ist eine HCM schon weiter fortgeschritten, kommt es meistens zu einer Atemnot, die man am Hecheln der Katze erkennen kann. Das ist ein erstes Zeichen eines Lungenödems. Es kommt auch öfters vor, dass an HCM erkrankte Katzen etwas ängstlich sind, geminderten Appetit zeigen, und mehr Ruhe benötigen. Allgemein scheinen sie eher teilnahmslos zu sein. Wenn die HCM schon weiter fortgeschritten ist, bekommen die Katzen auch bläuliche Schleimhäute und leiden unter Untertemperatur.

Beim Röntgen lässt sich eine fortgeschrittene HCM durch die Vergrößerung des gesamten Herzens bzw. auch durch eine Flüssigkeitsansammlung erkennen. Da sich bei der HCM der Herzmuskel nach innen verdickt, lässt sich das durch ein Röntgen im Frühstadium nicht feststellen. Die Echokardiografie, kurz EKG, ist da schon nützlicher bei der Diagnose von HCM in einem früheren Stadium. Da es bei der HCM auch häufig zu Rhythmusstörungen kommen kann, empfiehlt sich immer dann ein EKG. Das EKG liefert wertvolle Informationen, wird jedoch bei Katzen nicht so häufig eingesetzt, da ein EKG bei Katzen relativ schwierig durchzuführen ist. Für eine vollständige Diagnose ist es aber unerlässlich eine Echokardiografie durchzuführen. Bei der Echokardiografie wird ein Ultraschall des Herzens durchgeführt. Eine solche Untersuchung sollte unbedingt von einem erfahrenen Kardiologen durchgeführt werden. Dank des Ultraschalls können genaue Herzwanddimensionen abgemessen werden und auch die Systolische Leistung (Leistung der Anspannungs- und Austreibungsphase) kann gemessen werden. Hierzu bedient man sich in der Regel eines zweidimensionalen Echokardiogramms. Mittels der Dopplermethode wird weiters auch die Blutflussgeschwindigkeit und –richtung bestimmt. Bei der Diagnose von HCM ist die Echokardiografie das Mittel der Wahl, aber auch bei der Diagnose der Restrikiven und Dilatativen Kardiomyopathie ist die Echokardiografie ein unerlässliches Mittel zur Diagnose.

Der Kardiologe entscheidet anhand des Befundes der Echokardiografie, ob und welche Behandlung notwendig ist. Ist die HCM schon so weit fortgeschritten, dass es bereits zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge oder im Brustkorb gekommen ist, empfiehlt sich eine Behandlung mittels Entwässerungsmedikamenten und ACE-Hemmern. Diese sollen den Bluthochdruck regulieren. Sollten auch Herzrhythmusstörungen vorliegen, wird eine Behandlung mit Beta-Blockern, welche die Wirkung Adrenalin und Noradrenalien mindern, empfohlen. Auch Aspirin ist ein gern verwendeter Wirkstoff, der vor allem Thromboembolien verweiden soll. Momentan wird aber die Behandlung mit Heparin, welches vom Besitzer täglich gespritzt werden muss, von sehr vielen Kardiologen als die Beste angesehen. Da nicht jede Katze den selben Ausgangsbedingungen für eine Behandlung unterliegt, gibt es auch keine allgemeine Standardtherapie, wie etwa bei einem Knochenbruch. Wird diese Krankheit aber rechtzeitig erkannt, ist sie gut zu behandeln. Die Katze wird zwar nicht so alt werden wie andere Altersgenossen, kann aber mit den richtigen Medikamenten ein relativ unbeschwertes Leben führen.

siehe auch:

Krankheiten der Katze (Marian Christian Horzinek, Vera Schmidt, Hans Lutz)

Norwegische Waldkatze: Skandinaviens sanfte Wilde (Eva Ewald)